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Schlafunterlagen

Auszug aus meiner Bachelorarbeit:

Eine empirische Analyse der Möglichkeiten der individuellen ergonomischen Korrektur nicht schlaffördernder Unterlagen

1 Einleitung

Der Schlaf ist ein grundlegendes Bedürfnis, das jeder Mensch hat, um sich von den Strapazen am Tage zu erholen. Liegt man jedoch nicht auf einer geeigneten Schlafunterlage, kann keine ergonomische Schlafhaltung eingenommen werden. Daraus können weitere Probleme entstehen, wie z.B. Verspannungen, Halswirbelsäulen-, Schulter-,und Hüftbeschwerden, sowie auch Rückenschmerzen.

Neben Kopfschmerzen zählen Rückenschmerzen zu den häufigsten Schmerzproblemen in der Gesellschaft. Diese schränken die Lebensqualität durch ihre hohe Chronifizierungsrate erheblich ein. Wer aufgrund von Schmerzen an einen erholsamen Schlaf nicht mehr denken kann, leidet nicht nur in körperlicher Hinsicht, sondern zieht auch noch ein psychisches Problem nach sich.

Matratzenanbieter werben mit den unterschiedlichsten Matratzen-, Lattenrost- und Kissenarten. Doch was ist das Richtige für wen? Welche Funktion erfüllt dabei ein Lattenrost? Wie muss er eingestellt sein, um seine Funktion zu erfüllen?

Da jeder Mensch einzigartig ist, gibt es auch nicht die eine ergonomische Schlafunterlage, die für jeden gleichermaßen passt. Um das geeignete Bettsystem letztendlich für sich zu finden, das sich optimal den jeweiligen anatomischen Gegebenheiten anpasst, bedarf es einer professionellen Beratung und der Möglichkeit, verschiedene Modelle auszuprobieren. Doch laut Herrn Braun arbeiten in Deutschland leider nur sehr wenige Berater mit den entsprechenden ergonomischen Basisinformationen und wenden diese auch direkt im Geschäft an (Braun 2008, Fachtipp 08 – 05 / 08).

Doch welche Möglichkeiten gibt es, wenn trotz geglaubter professioneller Beratung keine schlaffördernde Unterlage gekauft wurde und man sich auch keine neue leisten kann?

Wie der Bericht aus der Wiener Zeitung, Ausgabe 10 Juni 2011, zeigt, ist der Matratzenkauf längst Tummelplatz von Diskountern geworden. Sie preisen vermeintliche „Schnäppchen“ mit viel Werbung, jedoch ohne echten Informationsgehalt an (Wiener Zeitung, Juni 2011). Bei einem Matratzentest der „Stiftung Warentest“ wurde fest gestellt, dass der Kunde nicht die Schlafunterlage erhält, die er benötigt. Viele Modelle sind bereits mehrere Jahre alt und obendrein werden Lattenroste empfohlen, die der Kunde gar nicht benötigt (Stiftung Warentest, Heft 9/2003). Dies bringt somit letztendlich jeden Ladenhüter an den Kunden. Es ist dabei egal, wie der Kunde darauf schläft und auch, dass er womöglich krank werde.

Die Anzahl der Patienten, die täglich mit solchen Beschwerden Hilfe beim Physiotherapeuten suchen, ist somit nicht verwunderlich. Damit jedoch eine physiotherapeutische Behandlung langfristig Erfolg haben kann, empfiehlt sich neben der Anwendung besonderer Techniken am Patienten und der Vermittlung gezielter Übungen auch eine Beratung bezüglich der Wahl der richtigen Schlafunterlage. Wenn ein Bettsystem ungeeignet ist, d.h. Unwohlsein, Schmerzen, Verspannungen etc. hervorruft und trotz der Veränderung an dessen Lattenrosteinstellung zu keiner Besserung führt, dann ist die Anschaffung einer neuen Schlafunterlage dringend erforderlich.

Sicherlich können Ursachen für Schmerzen, Verspannungen und Schlafprobleme vielfältig sein, dennoch ist die Wahl der geeigneten Schlafunterlage ausschlaggebend für die Schlafqualität. Da der Mensch rund ein Drittel seines Lebens im Schlaf verbringt, ist es deshalb umso wichtiger, den Aufenthalt im Bett für ihn so angenehm wie möglich zu gestalten.

Es gibt Möglichkeiten die Schlafunterlage mit Hilfsmitteln zu ändern, um möglichst richtig zu liegen, auch wenn man aus den verschiedensten Gründen auf einer nichtergonomischen Schlafunterlage liegt. Gründe hierfür können zum Beispiel wie folgt sein:

  • man geht des Öfteren auf Reisen
  • man muss in einem anderen Bett schlafen (weil zum Beispiel der Partner schnarcht)

Auch nach einer oft, sehr gut geglaubten Beratung der Schlafunterlage, findet man nicht wie gewünscht den erholsamen Schlaf. Die bereits seit mehreren Jahren für gut empfundene Matratze löst massive Rückenbeschwerden und Schlafprobleme aus. Hierfür kann zum Beispiel ein Grund sein, dass ein Hersteller seine Matratze mit dem Härtegrad 3 für Menschen zwischen 80 bis 100 Kilogramm angegeben hat, die darauf liegende Person wiegt aber nur 50 Kilogramm und ist in dem Irrglauben, je härter desto besser.

2 Ergonomie

Ergonomie stammt aus dem Englischen ergonomics. Der Begriff setzt sich zusammen aus dem griechischen Wort érgon (Arbeit)  und aus dem englischen Wort economics  (Volkswirtschaft-(slehre)). Es ist die

„Wissenschaft von den Leistungsmöglichkeiten und -grenzen des arbeitenden Menschen sowie von der optimalen wechselseitigen Anpassung zwischen dem Menschen und seinen Arbeitsbedingungen“ (Duden, 2011).

Vielerlei Tätigkeiten des täglichen Lebens können unter ergonomischen Kriterien unter-sucht werden. Wie zum Beispiel die Arbeit am Bildschirm, das Sitzen auf dem Büro-stuhl, aber auch die nächtliche Bettruhe.

3 Die Wirbelsäule

Die doppelt geformte S-förmige Wirbelsäule trägt praktisch mit ihrem komplexen Aufbau den gesamten menschlichen Körper. Sie verleiht ihm nicht nur durch ihre statische Funktion die nötige Stützkraft, sondern auch durch ihre dynamische Funktion die nötige Elastizität für eine bewegliche, federnde Stütze. Sie spielt deshalb für die Vitalität und das Wohlbefinden des Menschen eine zentrale Rolle.

3.1     Anatomie und Funktion

Die Wirbelsäule bildet das Achsenskelett des menschlichen Körpers. Sie besteht aus 24 gegeneinander beweglichen Wirbeln sowie dem Kreuz- und Steißbein. Die Wirbelsäule kann funktionell als eine vielgliedrige Gelenkkette aufgefasst werden, da sie jeweils zwischen benachbarten Wirbeln Gelenke aufweist. Viele Bänder und die zwischen den Wirbeln liegenden Bandscheiben verbinden und stabilisieren die einzelnen Wirbelsäulen-strukturen.

Sie kann in fünf unterschiedliche Abschnitte gegliedert werden (vgl. Abb. 1): Die Halswirbelsäule (HWS) mit sieben Halswirbeln (C1-C7; C=Cervix); die Brustwirbel-säule (BWS) mit zwölf Brustwirbeln (Th1-Th12; Th=Thorax), welche die Rippen tragen und zusammen mit dem Brustbein den Brustkorb bilden; die Lendenwirbelsäule (LWS) mit fünf Lendenwirbeln (L1-L5); das Kreuzbein, dessen fünf Sakralwirbel synostotisch miteinander verschmolzen sind, und das Steißbein mit etwa vier verkrümmten Steißbeinwirbeln (Appell/Stang-Voss 2008, S. 28f).

Einerseits trägt sie Kopf, Rumpf sowie die oberen Gliedmaßen und stabilisiert dadurch die aufrechte Haltung. Desweiteren ist sie am unteren Ende über das Kreuzbein mit dem Becken verbunden, welches sich über die Hüftgelenke auf die Beine stützt. Andererseits zeichnet sie sich durch ihre umfangreichen Bewegungsmöglichkeiten aus. Wenn man die Wirbelsäule seitlich betrachtet, weist sie eine doppel-förmige S-Form auf. Durch diese vier charakteristischen Krümmungen werden der Wirbelsäule eine hohe Stabilität und eine Stoßdämpferfunktion verliehen und sie kann somit Belastungen abfangen. Zudem bildet sie den sogenannten Wirbelkanal. Dieser umschließt und schützt das sich darin befindliche Rückenmark (Schäffler / Schmidt 1997, S. 117f).

3.2     Ursachen für Rückenschmerzen

Es gibt viele Gründe, wieso Rückenschmerzen auftreten können. Meist liegt es häufig nicht nur an einer Ursache, sondern an dem Zusammenwirken mehrere Faktoren, welche die Beschwerden auslösen. Generell kann man laut Buhr zwischen zwei Komplexen unterteilen (vgl. Tab. 1).

Tab. 01:  Ursachen von Rückenschmerzen (Quelle: Buhr 2011, S. 36ff).

Ursachen im Bereich der Wirbelsäule

Ursachen außerhalb der Wirbelsäule

  •   Überlastung/Fehlbelastung
  •   Muskelprobleme
  •   Bandscheibenprobleme
  •   Probleme mit den Wirbelgelenken
  •   Verbiegung der Wirbelsäule   (Skoliose) und damit verbundene statische Probleme
  •   Einengung des Wirbelkanals   (Spinalkanal-stenose) oder der Zwischenwirbellöcher (Foramenstenose)
  •   Verletzungen
  •   Hormonelle und   stoffwechselbedingte Erkrankungen, z.B. Osteoporose
  •   Entzündliche und immunologische   Erkrankungen
  • Psychosomatische Probleme
  • Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems
  • Erkrankungen des blutbildenen Systems
  • Nierenerkrankungen
  • Darmerkrankungen
  • Erkrankungen der Gallenblase oder Bauchspeicheldrüse
  • Gynäkologische Ursachen, z.B. Eileiter , Gebärmuttererkrankungen
  • Hormonelle Funktionsstörungen, z.B. das Prämenstruelle Syndrom, Augenerkrankungen
  • Zahnerkrankungen, Kieferorthopädische Erkrankungen

Tumoren und Metastasen

Diese Beschwerden im Rückenbereich werden begünstigt beispielsweise durch mangelnde Bewegung, durch schlechte Körperhaltung während des Stehens, Gehens, Sitzens oder auch wenn Matratze, Lattenrost und sogar Kissen nicht auf den Schläfer abgestimmt sind (Buhr 2011, S. 109ff).

4  Der Schlaf

Der Schlaf ist für den Menschen unentbehrlich. Er ist ein aktiver Erholungsvorgang. Das Gehirn arbeitet auf Hochtouren. Eine Fülle an komplexen Abläufen, die nachts im Körper ablaufen, sorgen für die Regeneration unseres Körpers und unserer Seele. Die Atmung wird ruhiger, das Herz schlägt langsamer, die Körpertemperatur geht um zirka 0,4 Grad Celsius zurück, die Muskeln entspannen sich, die Gehirnaktivität verändert sich und auch Hormone werden ausgeschüttet. Desweiteren kommt es zu einer stärkeren Durchblutung des Magens, in der zweiten Nachthälfte zu erhöhten Magen-Darm-Bewegungen und auch weitere Organe sind aktiver als am Tag, da sie ansonsten unsere Leistungsfähigkeit am Tage erheblich beeinträchtigen würden (Verein für Konsumenteninformation, 2008). Alleine an diesen, nur wenigen Beispielen, kann man ersehen, wie wichtig ein erholsamer Schlaf für jedermann ist, um morgens erholt zu erwachen.

4.1     Warum drehen wir uns im Schlaf auf einer nicht ergonomischen Schlafunterlage häufiger?

Die Bewegungen haben nichts mit lebhaften Träumen zu tun, sondern sind eine Schutzfunktion des Körpers. Diese dient dazu, um an den Stellen, an denen der Körper auf der Matratze nicht ergonomisch aufliegt, keine Druckstellen hervorzurufen. Bis vor wenigen Jahren tendierte man noch zur harten Matratzen. Man war der Meinung, je härter die Schlafunterlage, desto besser. Doch ist man zu leicht für die Matratze, desto  geringer ist der Auflagedruck des menschlichen Körpers auf ihr. Es kommt zu einem häufigeren und regelmäßigeren Positionswechsel. Dies soll ein Absterben der Hautzellen verhindern und eine optimale Blutzufuhr gewährleisten. Da bettlägerige Patienten sich häufig nicht mehr selbstständig drehen können, müssen sie alle 2 Stunden vom Pflegepersonal in eine andere Position gelegt werden, da es sonst zu Druckstellen (auch Dekubitus genannt) kommen kann, bei dem Haut und Nerven für immer absterben (WDR, 2009).

5  Bettsysteme

Matratze, Lattenrost und Kissen bilden gemeinsam ein Bettsystem. Es gibt verschiedene Matratzen, die mehrere Zonen aufweisen, die wiederum in unterschiedliche Funktion und
Festigkeit eingeteilt sind. Diese sollten sich den individuellen Anforderungen eines jeden Schläfers optimal seiner Schlaflage, Körpergröße, -gewicht und seinen Proportionen anpassen können. Der darunter liegende Lattenrost muss eine darauf abgestimmte Einteilung haben, um diese Funktion unterstützen zu können, wie zum Beispiel das weiche Einsinken von Schulter und Becken in Seitenlage. Damit ergonomisch richtiges Liegen wirklich stattfinden kann, spielt aber auch das Kissen eine wichtige Rolle, speziell für die richtige Lagerung der Halswirbelsäule (Braun 2005, Fachtipp 01 – 09 / 05).

5.1     Matratze

Eine Matratze muss grundsätzlich an den prominenten Körperkontaktstellen den Druck reduzieren können, um in den Hohlräumen ideal zu stützen. Dies ist Voraussetzung, damit die Wirbelsäule in einer natürlich gegebenen Form gelagert werden kann. (Braun 2005, Fachtipp 1 – 09 / 05).

Zum Thema Richtig Liegen gibt Ökotest im Jahr 2010 in seiner Warenkunde die Elastizität von Matratzen als entscheidendem Faktor an (ebd., S. 18).

„Wie gut es sich auf einer Matratze liegt, hängt maßgeblich von ihrer Elastizität ab. Je punktelastischer die Oberfläche ist, desto besser schafft es die Matratze, sich den Konturen des Körpers anzupassen. Die Last wird so gleichmäßig auf den Körper verteilt, der Druck auf das Gewebe möglichst niedrig gehalten“ (ebd. S.18).

Hinsichtlich der Handhabung von Matratzen liefert Stiftung Warentest in Berlin Anfang des Jahres 2011 wichtige Ergebnisse.

„Matratzen werden am besten viermal im Jahr in Längs- und Querrichtung gewendet. So nutzen sie sich gleichmäßig ab und halten länger. Bei Matratzen mit speziellen Liegezonen ist das jedoch anders. Solche Matratzen sollten nicht regelmäßig gewendet werden […], damit die Zonen sich dem Körperbau anpassen können“ (Rhein-Zeitung 2011).

Aufgrund von Fehlinformation kann es vorkommen, dass Kunden auch Matratzen mit speziellen Liegezonen wenden und es dadurch zu weiteren Schlafproblemursachen führen.

5.1.1  Zonen

Matratzen haben häufig mehrere Liegezonen mit härteren und weicheren Bereichen. Mittels der Liegezonen kann das Liegen feiner reguliert werden, da bestimmte Körperzonen des Menschen unterschiedlich schwer sind. (vgl. Abb. 3). Es gibt verschiedene Varianten von Liegezonen. Die meisten Matratzen die auf dem Markt vertreten sind, haben drei, fünf oder sieben Liegezonen.

„Experten halten jedoch mehr als drei Zonen für den Schulter-, Lenden- und Beckenbereich für wenig sinnvoll, so Stiftung Warentest in Berlin“ (Focus 2010).

Menschen sind jedoch sehr unterschiedlich gebaut. Deswegen sind Liegezonen nicht für jedermann eine Lösung, um ergonomisch optimiert liegen zu können. Der Körper muss sich gut an die Schlafunterlage anschmiegen können. Dies ist wichtiger als die Anzahl der Liegezonen. Beispielsweise benötigt eine sehr kleine Person eine andere Zonenaufteilung als eine sehr große Person, da sich die Körperregionen, die eine spezielle Unterstützung brauchen, jeweils woanders befinden. Meist können die Matratzenanbieter nur einen Kompromiss für diese Kunden anbieten. Grundsätzlich kann also eine Matratze mit mehreren Liegezonen schlechter sein als eine, die keine Liegezonen aufweist (Stiftung Warentest 2009). Am körpergerechtesten wäre eine Drei-Liegezonenmatratze speziell abgestimmt auf den Schläfer bezogen auf Körpergewicht, Körpergröße, Rumpfhöhe und das Becken-, Taillen-/Lendenbereich, Schulterverhältnis sowie wo er auf der Matratze liegt (Schlafhöhe).

5.1.2  Härtegrade

Matratzen werden grundsätzlich in verschiedenen Härtegraden angeboten, die aber von Hersteller zu Hersteller variieren können, da in Deutschland keine einheitliche Norm vorgeschrieben ist. Die angebotenen Härtegrade richten sich nach Gewicht, Größe, Körperform, Schlafgewohnheiten und Alter des Kunden. Auf Grund dessen bieten angegebene Härtegrade keine zuverlässigen Vergleichsmöglichkeiten. Es kann vorkommen, dass nicht mal innerhalb der Produktpalette ein und desselben Herstellers verglichen werden kann (Stiftung Warentest 2009).

„Als Faustregel gilt: Große, schwere Menschen wählen etwas härtere, kleine und leichte Personen eher weichere Matratzen. Wer in einem Doppelbett schläft, sollte getrennte Matratzen wählen, besonders wenn ein Partner deutlich schwerer ist“ (Schwäbische Zeitung 2011).

Es ist wichtig, dass die Wirbelsäule ergonomisch richtig gelagert ist, dass heißt, seine natürliche S-Form im Liegen beibehalt. Von entscheidender Bedeutung ist es, ob sich der Käufer auf der Matratze wohlfühlt. Deswegen ist ein Probeliegen unverzichtbar. Ein Experte im Bettfachgeschäft kann Tipps und Ratschläge bei der Wahl des richtigen Härtegrades geben. Dieser achtet auch darauf, dass die Wirbelsäule, zum Beispiel in Seitenlage (Rückenansicht) richtig gelagert ist.

Wenn die Unterlage zu hart ist, verliert die Wirbelsäule ihre natürliche Form, weil sie sich dem Körper nicht ausreichend anpassen kann. Es kann folglich zu Druckstellen und Durchblutungsstörungen kommen. Wer dagegen zu weich liegt, stört wiederum die natürliche Schlafmotorik, dass heißt ein hoher Kraftaufwand für den nächtlichen Positionswechsel ist notwendig. Nur eine auf den Schläfer angepasste Matratze und Lattenrost, kann Schulter und Becken einsinken lassen und den Taillen-/Lendenbereich gut stützen (vgl. Abb. 2). Da sich aber jeder Schläfer in der bevorzugten Schlafposition, aber auch in Körpergewicht, -größe und -form unterscheidet, ist es wichtig, dass sich das Bettsystem diesen individuellen Gegebenheiten anpassen lässt. Eine Balance zwischen zu hart und zu weich muss gegeben sein. (Braun 2008, Fachtipp 8 – 05 / 08).

5.1.3  Matratzen-Typen

Wenn das Bettsystem von einer guten ergonomischen Qualität ist, kann sich während des Schlafens der gesamte Bewegungsapparat regenerieren. So könnte eine gute Matratze mit einem Maßanzug verglichen werden, der sich den speziellen Erfordernissen des jeweiligen Körpers anpassen kann. Deshalb ist es sinnvoll, sich für den richtigen Matratzentyp zu entscheiden, um einen erholsamen Schlaf erreichen zu können (Fachverband Matratzen-Industrie e.V. 2010).

Im Wesentlichen finden bei der Matratzenherstellung drei unterschiedliche Material-Technologien Anwendung: Federkernmatratzen, Latexmatratzen, Schaumstoffmatratzen (s. Anhang 1). Desweiteren existieren Mischformen und auch andere Matratzenarten wie Wasserbetten, Luftkern- oder reine Naturmatratzen. Bei der vorliegenden Arbeit ist nicht das Ziel, alle Matratzentypen darzustellen und deren Vor- und Nachteile zu diskutieren, um letztendlich die beste Matratze herauszufiltern. Deswegen werden nachfolgend nur allgemeine Kriterien und Begriffe aufgeführt, die bei der Wahl einer Matratze eine Entscheidungshilfe bieten sollen (Fachverband Matratzen-Industrie e.V. 2010):

  • die Matratzentechnologie, d.h. das Material, aus dem eine Matratze besteht
  • die Punktelastizität, das bedeutet die optimale Anpassung einer Matratze am kleinsten Auflagepunkt des Körpers
  • das komfortable Liegegefühl (je nach persönlicher Vorliebe eher hart oder weich)
  • das Mikroklima, die Durchlässigkeit für Feuchtigkeit, die Wärmespeicherung
  • abnehmbarer und waschbarer Bezug
  • das Preis-Leistungsverhältnis
  •  das subjektive Empfinden (unbedingt Probeliegen)

Wie diese Punkte zeigen, gibt es vielerlei Kriterien, die beachtet werden müssen. Da es aber die eine richtige Matratze für jedermann nicht gibt, liegt es ausschließlich an jeder Person selbst, die richtige Matratze für sich zu wählen. Es spielen auch persönliche Merkmale wie Körpergröße und -gewicht, Alter, Krankheiten oder Allergien eine große Rolle.

5.2     Der Lattenrost

Ein Lattenrost bildet die Basis für die darauf liegende Matratze. Während der Lattenrost für die Grobabstimmung zuständig ist, sorgt die darauf liegende Matratze für die Feinabstimmung. In Rückenlage darf die natürliche S-Form nicht verloren gehen. In Seitenlage wiederum muss er den darauf liegenden Körper im Taillen-/Lendenbereich soweit unterstützen und Schulter und Becken absinken lassen, so dass die Wirbelsäule waagrecht bleiben kann.

„Schwerere Körperteile wie Schultern und Becken müssen tiefer einsinken können als leichtere“ (Dickhaut / Sälzer 2005, S. 26).

„Im Geschäft sollte, wenn nur die Matratze erneuert werden muss, die Art der Unterfederung angesprochen und die Matratze auf der gleichen Unterlage wie zu Hause getestet werden“ (Schwäbische Zeitung 2011).

Menschen mit ausgeprägten Körperformen, unabhängig vom Gewicht, brauchen einen für sich individuell abgestimmten Lattenrost. Es sind mindestens zwei Lattenroste bei Doppelbetten notwendig. Da zum einen, ab einer Bettbreite von 130 cm, die Latten bei entsprechender Belastung durchhängen würden und zum anderen, da jeder Schläfer für sich einen abgestimmten Lattenrost benötigt. Die Federleistung ist ab dieser Bettbreite physikalisch nicht mehr gegeben (Davis 2008, S. 28 ff).

Kennzeichen eines guten Lattenrostes sind eine gute Federung, Stabilität sowie eine individuelle einstellbare Härte in Schulter-, Taillen-/Lenden- und Beckenbereich. Damit eine hohe Elastizität und eine lange Lebensdauer gewährleistet werden kann, sollte der Rost schmale Federleisten aufweisen. Gleichzeitig ist es besser, wenn die Abstände zwischen den Leisten nicht größer als fünf Zentimeter sind (Stiftung Warentest 2004). Es wird generell zwischen einem Standardlattenrost, anpassbarem einfachem Lattenrost, beweglichen Lattenrost, Rollrost und Tellerrost unterschieden (s. Anhang 2).

5.3     Kopfkissen

Ein Kissen hat die Aufgabe, die Höhe zwischen Matratze und Kopf auszugleichen. Bei der Wahl des geeigneten Kopfkissens ist vorab aber wichtig, dass die Liegesituation ergonomisch gelöst wurde. Nur so kann ein Geradeliegen der Halswirbelsäule zum Beispiel in der Seitenlage ermöglicht werden. Das Ideale wäre ein Kissen, das in der Höhe variabel einstellbar ist und dennoch eine permanente entsprechende Stütze bietet (Braun 2008, Fachtipp 8 – 05 / 08).

5.4     Das Zusammenspiel zwischen Matratze, Lattenrost und Kissen

Ideale Liegesituation kann nur stattfinden, wenn der Körper von Lattenrost und Matratze getragen wird, die sich gemeinsam den ergonomischen Konturen individuell anpassen können.

„Sie soll den Körper insgesamt entlasten, Taille und Hohlkreuz jedoch deutlich stützen. Die Schultern, das Becken und die Hüfte müssen einsinken, so dass der Körper gleichmäßig in Balance gehalten wird“.

Auch das entsprechende Kissen ist von enormer Wichtigkeit, um den Kopf in seiner Lage zu stützen. Welche Matratze, welcher Lattenrost oder welches Kissen richtig ist, entscheidet alleine der Körperbau der darauf liegenden Person. Es ist wichtig, dass der Mensch genauso liegen kann wie er aufrecht steht. In Seitenlage soll die Wirbelsäule eine gerade Linie beibehalten und in Rückenlage die natürliche Doppel-S-Form beschreiben (Braun 2005, Fachtipp 1 – 09 / 05).

„Der beste Lattenrost ist wirkungslos, wenn eine ausgeleierte und verknautschte Matratze darauf liegt. Umgekehrt nützt die tollste Matratze nicht, wenn die Unterlage einen Durchhänger hat und in der Mitte einbricht“ (Davis 2008, S. 29).

6   Körperbautypen

Die Konstitutionslehre nach Kretschmer unterscheidet 3 Haupttypen nach ihrem äusseren Erscheinungsbild. Sie sind gekoppelt mit bestimmten psychischen Anlagen und Verhaltensformen, die hier aber nicht relevant sind. Die meisten Menschen lassen sich in diese 3 Körperbautypen einteilen und liegen somit in der normalen Schwankungsbreite der menschlichen Erscheinungsform. Es wird zwischen dem leptosomen, mit der Untergruppe asthenischer Typ, dem athletischen und dem eurysomen Typ, mit der gesteigerten Form dem pyknischen Typ unterschieden.

6.1     Der leptosome Körperbautyp

Er zeichnet sich aus durch einen schmalen Körperwuchs, ein schmales Gesicht und scharfe Nase. In seinen Grundzügen bleibt er ziemlich gleich und umfasst neben dem Astheniker vor allem sehnige, schlanke und hagere Individuen. Im Gegensatz zum Astheniker eignet sich der leptosome Typ zu mehr sportlicher Leistung. Der asthenische Typ ist die krankhaft gesteigerte Kümmerform vom leptosomen Typen. Der Astheniker ist fast schon mager, aufgeschossen und erscheint größer als er ist. Die Schultern sind schmal, die Arme muskelarm, die Hände knochenschlank. Der Brustkorb ist flach und der Bauch fettarm. Zusätzlich zum schmalen, mageren Körper werden ihm dünne Beine zugeordnet. In der Regel sind Astheniker blass, die Haut wirkt saft- und blutarm. Die männliche Form neigt nicht zu kräftigen Muskeln oder Fettansatz. Die weibliche Form gleicht der männlichen, ist aber im Gegensatz zur männlichen Form nicht nur mager, sondern auch kleinwüchsig.

6.2     Athletischer Körperbautyp

Der athletische Körperbau ist in der Regel daran zu erkennen, dass er sehr muskulös ist. Die Körperform des Mannes gleicht einem „V“, die der Frau eher einer „Sanduhr“. Dieser Körperbautyp verfügt bedingt durch die zahlreichen, gut ausgeprägten Muskeln über eine enorme Körperkraft. Der Mann ist über mittelgroß und hochgewachsen. Unter dem voluminösen Brustkorb strafft sich der Bauch. Somit verjüngt sich der Rumpf nach unten, so dass die Arme und besonders der ausladenden Schultergürtel fast mächtig gegenüber dem Becken und den an sich kräftigen Beine wirken. Die athletische Form bleibt meist das ganze Leben erhalten.

6.3     Der eurysome Körperbautyp

Der eurysome Körperbautyp ist gekennzeichnet durch Neigung zum Fettansatz am Stamm und durch einen grazilen Schultergürtel und Gliedmaßen. Das Gesicht ist gekennzeichnet durch runde und weiche Linien. Der pyknische Körperbautyp ist die übersteigerte Form. Dies sind untersetzte Menschen mittlerer Größe. Sie haben ein weiches, breites, modelliertes Gesicht, das auf einem kurzen massigen Hals sitzt. Der Brustkorb ist gewölbt, kurz, tief und verbreitert sich nach unten zu einem stattlichen Fettbauch. Charakteristisch für Pykniker ist auch die mäßig geformte Schulterbreite gegenüber dem Brustkorb sowie die relativ geringe Muskulatur an den Gliedmaßen. Der pyknische Körperbau erreicht seine klassische Form in etwa im 4. Lebensjahrzehnt und kann eventuell im 6. Lebensjahrzehnt durch die Veränderung des Fettpolsters wieder verwischen (Lanz/Wachsmuth 2003, S. 3 ff).

Aufgrund der verschiedenen Hauptkörperbautypen ist klar ersichtlich, dass es nicht die eine ergonomische Schlafunterlage für jedermann gibt.

7   Schlafpositionen und ihre Vor- und Nachteile

Eine Matratze muss den verschiedenen Anforderungen, die unterschiedliche Schlafpositionen an sie stellen, erfüllen können. Wenn sie ergonomisch für den Schläfer geeignet ist, sollte es egal sein, in welcher Schlafposition (Bauch-, Seiten- oder Rückenlage) er sich befindet, da sie sich dann den jeweiligen Gegebenheiten optimal anpassen kann. Die meisten Menschen variieren ihre Position während dem Schlafen nur selten. Trotzdem haben das richtige Bett, der Lattenrost und das Kopfkissen eine große Bedeutung für den gesunden Schlaf. Es ergeben sich bei den verschiedenen Lagen sowohl Vor- als auch Nachteile. Diese können aber mit den richtigen Hilfsmitteln gut ausgeglichen werden (Braun 2005, Fachtipp 1 – 09 / 05).

7.1     Rückenlage

Die optimale Lage ist die Rückenlage. Doch es schlafen nur wenige Menschen nachts auf dem Rücken. Gründe können hierfür sein, dass die Rückenlage als unangenehm empfunden wird oder aber auch, weil sie das Schnarchen begünstigt, vor allem bei fehlendem oder ungünstigem Kissen. Rückenschläfer verbringen häufig die ganze Nacht in dieser Position, deswegen muss drohenden Schulter- und Nackenschmerzen oder aber auch generell Rückenschmerzen und –verspannungen vorgebeugt werden.

„Die Oberfläche muss bei Gesäß, Schultergürtel und Hinterkopf nachgeben. Der Nacken und der Kopf sollten durch ein entsprechend geformtes Kissen (Nackenstützkissen) unterstützt werden“ (Just 2000, S.16).

7.2     Seitenlage

Eine zusammengerollte Seitenlage ist die häufigste Schlafposition. Diese Schlaflage wird bei Rückenschmerzen als angenehm wahrgenommen (Just 2000, S. 16). Damit die Wirbelsäule in Seitenlage die Möglichkeit, hat eine gerade Linie bilden zu können, müssen sich Lattenrost und Matratze gut anpassen. Es darf kein erhöhter Druck auf Schulter und Hüfte ausgeübt werden. Deswegen muss der Körper soweit in die Unterlage in diesem Bereich einsinken können, dass eine Unterstützung im Taillen-/ Lendenbereich ermöglicht wird. Erst wenn das Bettsystem optimal auf den Körper abgestimmt ist, kann das richtige Kissen gewählt werden. Das Kissen hat die Aufgabe, ein Geradeliegen der Halswirbelsäule zu ermöglichen. Dementsprechend darf die Schulter nicht auf dem Kissen gebettet werden (Braun 2005, Fachtipp 1 – 09 / 05).

7.3     Bauchlage

Die Bauchlage wird dann eingenommen, wenn Seiten- oder Rückenlage für nicht optimal empfunden wird. Daher schlafen nur wenige Leute in dieser Lage. Im Bereich des gesunden Liegens wird das Liegen auf einem zu hohen Kissen unter dem Kopf als ungünstig eingestuft, da es hier zu einer Überstreckung der Halswirbelsäule kommen wird (Braun 2005, Fachtipp 1 – 09 / 05).

„Die Folgen sind oft Verspannungen, Steifheit und Schmerzen im Hals-Nacken-Bereich“ (Just 2000, S. 16).

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